01.07.04 (Canada Day) Do
„Das Boot“ da dadadada da da (Filmmusik zu das Boot)
Gleich früh morgens pilgern wir zum Bootssteg um unser Boot in Empfang zu nehmen. Doch leider ist das von uns gewählte Boot nicht verfügbar. Kein 36 er weit und breit. Deshalb war man so nett uns abzugraden. Ein 54
er zum Preis eines 36 ers (Dreifachabgrade). Wir sind nicht grade unglücklich über diese Fügung. Da kommts auf die paar Gallonen Sprit mehr nicht an. Was uns erwartet ist ein Luxusliner der Aida Klasse. Unser Boot
heisst (U) M 23. 4 Schlafzimmer, 2 Bäder, Wohnzimmer und 110 V Generator. Jubel, denn jetzt können wir Akkus laden. Also freies Schussfeld für die Fotologen. So aber erst mal die Einweisung. Crashkurs im Bootfahren.
Peter stellt sich der Aufgabe und lernt „Bootsfahren in 30 min“. Holger, Nicole und Ela versorgen derweil das Gepäck bzw. den Transfer aufs Boot. Leider ist es sehr geschäftig, so dass es lange dauert bis ein Karren
verfügbar ist. Aber irgendwann ist der Kahn voll und wir stechen in See. Nicht gewohnt an LKW Maße kratzt Peter zunächst an der Ruts che eines benachberten Hausboots. Aber keine Aufregung, das Ding bleibt heil und nach einem weiteren
Turn geht’s raus auf See, bzw. das was davon noch übrig ist. Um die Ecke in den Channel, dort herrscht reger Verkehr, aber man kommt ganz gut voran. Doch irgendwann im oberen Bereich passiert es. Ein
Bootsraudi mit einem Kahn gross wie die Nimitz rast an uns quer vorbei und macht dicke Wellen. Denen können wir nicht rechtzeitig ausweichen und das Boot macht einen auf Schaukelpferd. Ela fällt fast von Bord
und unten die Teller aus dem Schrank. Uf, was ein Schreck und der Übeltäter ist weg. Lehrt einen aber vorsichtig zu sein, wenn grosse Motorboote kreuzen, weil die die Riesenwelle machen und die Fahrer blöd
oder besoffen oder beides sind. Nach dem Polterabend geht’s aber gut voran. Die 60 PS Motoren blubbern freundlich zwischen 3 und 4 Tsd RPM. Der Canyon schaut immer noch gut aus, auch
wenn viele neue Felsen und Grünflächen da sind und die Fahrtroute doch erheblich von der Karte abweicht. Mal sehen wie das in 2 Jahren aussieht. Schleppt man dann die Boote über Land?
Nach ca. 5 ½ Stunden und rd. 40 Meilen ist es Zeit Anker zu werfen. Am Nordende der Rock Creek Bay suchen wir nach einem geeigneten Ankerplatz. Den finden wir auch. Fest steckend im Schlamm. Die Bay die wir
ausgesucht hatten erweist sich als Schlammfalle. Gut hineingekommen gibt es buchstäblich kein zurück mehr. Peter als unfähiger Kapitän (hat früher schon die Titanic gesteuert) hat das Schiff in den Sand gesetzt. Die
anfänglich tief wirkende Bucht erweist sich als Flachbett und da stecken wir nun. Was nun? Nix weiter. Funkspruch
absetzen versuchen wir, aber das Funkgerät ist Made in China und taucht vielleicht als Kinderspielzeug. Was jetzt,
also raus und erst mal knietief in den Schlamm. Wo sind wir hier. Moorheilbad Bad Aibling? Holger und Peter
kämpfen sich durch, jedenfalls kommt Peter durch, weil er die Schuhe mit den 3 Streifen trägt. Über verworrene
Pfade klettert er den Hügel hinauf und hinab um schliesslich schwimmend in die nächste Bay zu gelangen, wo ein
anderes Hausboot vor Anker liegt. Am Schluss etwas nervös wg. Potenzieller Kohlenmonoxid-Vergiftung kriecht
er an Land (weil der Schlamm wieder 50 cm tief ist) und kontaktiert die Amerikaner an Bord des Bootes. Diese
sind auch sofort hilfsbereit und fahren mittels Jetski (Peter on the back) rüber zu den gestrandeten. Aber auch mit
vereinten Kräften , schieben und Vollgas rückwärts, gelingt es nicht das Boot zu befreien. Die Jungs sind trotzdem
nett und werden den NPS bzw. die Dangling Rope Marina über unser Missgeschick informieren. Na also. Bald geht’s weiter, denken wir. Nach ca. 1 ½ Stunden kommt einer der beiden zurück. Heute keine Hilfe mehr, erst
morgen kann die Marina ein Boot schicken. Na gut, die Gegend ist ja nicht schlecht und es gibt auch nicht allzu
viele Moskitos. Trotzdem ist die Stimmung ein wenig geknickt. Auch ein letzter Freischaufelversuch von Peter und Holger (auch Schlammbad genannt) bleibt wirkungslos. Na gut, morgen ist ein neuer Tag.
Wenigstens schlafen kann man in den Schlafzimmern und nach einem kurzen Massenmord herrscht auch Ruhe vor den blutgierigen Ungeheuern..
Spruch des Tages: „ Zensiert“ (wilde hier nicht wiederzugebende Flüche von Peter)
Hotel: U 23
Meilen (Wasser) 42
02.07.04. Fr
Good morning Lake Powell.
“Stuck in the mud”.
So wi r sitzen noch immer im Schlamm und die Hilfe lässt auf sich warten. Wenigstens haben wir Wasser und Brot. Wäre nur schön, wenn wir noch etwas mehr als diese
eine Bucht vom See sehen könnten. Wann kommt der Rettungsdienst denn endlich. Irgendwann wir uns die Zeit lang und wir beschliessen wieder Kontakt aufzunehmen. Das Kindergarten Funkgerät tut immer
noch nicht, jedenfalls nicht dahin wo es soll. Als erneut raus aus der Bucht. Peter ist der Freiwillilige (liegt an den adidas) und steigt wieder zu den Amis hinüber. Dabei holt er sich unter der sengenden
Sonne gleich nen Sonnenbrand. Drüben wundert man sich ,dass noch keine Hilfe da ist und unternimmt noch einen Selbstversuch mit einem Motor-Beiboot. Trotz starken Motors gelingt es wieder nicht, die
Karre aus dem Dreck zu ziehen, kein Mucks, nur ein kaputtes Seil... Kommen wir jemals wieder hier weg? Müssen wir Frösche züchten oder Klapperschlangen
fangen? Wieder werden die Amerikaner die Marina benachrichtigen. Gut – warten...... warten..... warten.... Nichts.
Also wieder los, diesmal gehen Peter und Holger auf die andere Seite. Flacher aber Dornbüsche. Nett. Beine zerkratzt und Sonne brennt wieder heiss vom Himmel. News von en Amis. Marina weiss Bescheid, schickt Boot.
Haben wir das nicht schon mal gehört? Ist wie das warten auf Godot. Wenigstens kommt irgendwann die NPS Rangerin. Nett, traut sich aber nicht in die Bucht. Beruhigt und aber, der Mechaniker ist nur noch eine Bucht
entfernt und kommt danach zu uns. Tatsächlich kommt alsbald ein Bötchen angetuckert. Ob das wohl reicht um uns rauszuziehen? Die Mechaneuse kommt kurz an Bord und lässt die Motoren jaulen. Alles schon gehabt, geht
nicht. Der Fraggle an Bord des Hilfbootes hat wohl gar keinen Bock und gurgelt mit seinen Motoren im Schlamm.
Da er wohl Feierabend machen will versucht er erst gar nicht uns rauszuziehen, sondern redet von irgendwelchen Flachwasserbooten und düst gelangweilt wieder ab. Toller Service. Und wir hängen hier bis zum Sankt
Nimmerleinstag. Na Toll........ Als die Laune weiter sinkt kommt ein neuer Amerikaner auf einem Jetski um die Ecke. Schaut rein, fragt was passiert ist, er hat unsen Funkspruch gehört. Jeus ist sein erstes Wort, als er vom Jetski steigt und
statt abzusaufen grade mal Knietief steht. Trotzdem bietet er Hilfe an. Er ist hier mit ein paar Kumpels die er mitbringen wird. Gesagt getan. Nach ein paar Minuten ist er wieder da, mit 5 Kumpels und einem
älteren Amerikaner. Der redet gar nicht viel sondern schaut sich die Sachlage an. Er macht gar keinen so skeptischen Eindruck, denn wir haben Doch recht viel Wasser unter dem Grund. Also wollen sie einen
Versuch wagen. Gerne, für jede Hilfe sind wir dankbar. Der ältere übernimmt das Ruder. Der Rest ans Heck (Frauen) oder ins Wasser zum schieben (Männer). Die Motoren jaulen und wir und die Jungs
schieben was das Zeug hält. Bewegt sich da was. Ja tasächlich, eine leichte Seitwärtsbewegung. Also doch Hoffnung? Jetzt binden Sie noch die beiden Jetskis (mit denen sie gekommen
waren) vor das Boot. So noch mal alle Kräfte aubäumen, Motoren an, schlingern, Jetskis, doch was ist das auf
einmal glitscht das Boot lässig durch den Schlamm, wird frei und von leichter Hand gesteuert aus der Bay. Grosse
Augen und das poltern der Felsen die vom Herzen fallen ist noch in Las Vegas zu hören. Das Boot eilt davon, und Peter und Holger sind noch im Wasser. Aber kein Problem. Wir hopsen auf den Jetski und werden noch mit
Rettungswesten versorgt. Die sind auch nötig, denn Sedge (so heisst der Fahrer) versucht alles uns abzuwerfen.
42 mph haben wir drauf und der Jetski vollführt Bocksprünge über die Wellen. In einem lichten Augenblick sehen
wir Nicole und Ela, die am Heck von U 23 um die Wette strahlen. Nach weiteren waghalsigen Kurven legen wir an
einer wunderbaren Bay umgeben von roten Felsen an und wissen gar nicht was wir sagen sollen. Nett netter am
nettesten. Aber wer denkt das wäre jetzt alles, irrt. Kaum eine halbe Stunde später kommt die Frau des älteren Amerikaners z u uns an Bord (deren Boot liegt gleich gegenüber) und lädt uns zu einer Bootstour ein. Neben
Ihrem Hausboot und den Jetskis haben sie auch einen Wave Rider, also ein Powerboot mit 275-300 PS. Damit jagen wir übers Wasser und werden noch mit Bier und Getränken versorgt. Ist uns fast peinlich, aber
an den Spots wo wir hinfahren verschlägt es uns die Sprache. Eine Double Arch Höhle. Oben und von der Wasserseite her offen, herrlich kühl. Mittlerweile ist auch eine rege Konversation im Gange und wir erfahren,
dass John (der Ältere) Arzt in Sedona ist, und Trix seine Frau. 2 der Jungs sind Ihre Söhne, der Rest Freunde und Freundinnen der Jungs. Die Jungs
alles Medizinstudenten an der U of A. Und leicht crazy, springt doch der eine durch den Sky Arch hinab in die Höhle (ca. 10 m). Aber unheimlich nett. Zurück mit Mach 1 zum Anlegeplatz. Peter geht noch hinüber um e
.mail Adressen auszutauschen, kehrt aber nicht wieder. Nicole, Holger und Ela, nicht unrege, denken, die Pfeife kommt eh nicht wieder und schmeissen den Grill an. Da man trocken
schlecht grillt, werfen sie das Bordradio an und kümmern sich um die Wein bzw. die Biervorräte. Peter wird
derweil augefragt und muss über Deutschland aus allen denkbaren Perspektiven erzählen. Offensichtlich gefällt
das erzählte einigermassen und ist ggf. auch noch verständlich, so dass sie ihn Bier um Bier dabehalten und später auch noch zu Whisky (Captain Daniels) und Captain Morgen einladen. Alle Aspekte des täglichen Lebens
werden beleuchtet und sogar zum Irak Krieg findet man einen Konsens. Solche Gastfreundlichkeit findet man ganz
selten und sage noch mal einer was über die (West) Amerikaner, die die Ostler auch nicht mögen. In schwer angeschlagenen Zustand aber in herzlicher Stimmung kehrt Peter volltrunken irgendwann zum Boot zurück.
Nachdem er noch kurz (auf English) blabbert was er alles erlebt hat, geht es für alle ins Bett.
Good Nite America und herzlichen Dank an unsere Retter. Soviel auch zu dem Thema Oberflächlichkeit der Amerikaner. Von diesem Märchen haben wir uns spätestens jetzt verabschiedet.
Lake Powell, 2004-07-02
Spruch des Tages: “ Stupid is as stupid does” (Trix über Ihren Sohn Nate, als dieser vom Arch in den See
springen will) Recht hat sie, aber wenn wir uns trauen würden würden wirs auch tun........
Hotel: U 23
Meilen: 1 – 2 nautische
|